24.08.2020

Architektur ist systemrelevant

Corona Design Lab – Ausstellung im donumenta ART LAB Gleis 1

Die architektonische Umsetzung des Dosentelefons – das Coronophon. (Foto: Patrizia Schmid-Fellerer)

Intelligent. Im Spiegel an der Decke sieht jede(r) jede(n). Die zahlreichen Zoom-Sitzungen der Studierenden standen Pate für diese Idee. (Foto: Patrizia Schmid-Fellerer)

Wie bis zu sechs Menschen mit Abstand und aerosolfrei miteinander kommunizieren können, zeigen Studierende der OTH in einer Ausstellung im donumenta ART LAB Gleis 1 am Hauptbahnhof. Kreativ, praktisch, augenzwinkernd und humorvoll begegnen sie der Pandemie. Besucher*innen des „Corona Design Lab“ können die neuartigen Rauminstallationen auch ausprobieren.

„Kreative Antworten auf die Krise“, nennt Seminarleiter Till Gröner, was Studierende in seinem Seminar entwickelt haben. Gröner ist der Gründer von „Supertecture“, eines gemeinnützigen Unternehmens für soziale Architektur aus gebrauchten Materialien in Krisenregionen. Im Sommersemester 2020 standen zunächst Entwurf und Planung einer „Autobahn-Kirchen-Moschee-Toilette“ in Tansania im Vorlesungsverzeichnis. „Dann kam Corona und wir haben uns gefragt, ob wir uns nicht in dieser Krise engagieren sollten und zeigen wie systemrelevant Architektur ist“, erklärt Sprecherin Theresa Bösl. „Wir wollten auch so gelobt werden wie die Krankenschwestern.“ Architektur sei immer eine Reflexion auf Gegebenheiten.

Entwürfe für die 1,5-Meter-Abstand-Gesellschaft
In intensiven Zoom-Sitzungen entwickelten die Studierenden praktische und abgefahrene Raumkonzepte für besseres Abstandhalten. Mit ihren Lösungen treffen sie den Nerv der Gesellschaft in Zeiten von Corona. „Wir sind eine 1,5-Meter-Abstand-Gesellschaft“ sagte Regina Hellwig-Schmid, künstlerische Leiterin des donumenta e.V. und dessen Vorsitzende. Bei der Ausstellungseröffnung moderierte sie ein Gespräch mit Seminarleiter Till Gröner, Studierenden-Sprecherin Theresa Bösl und Hans Simon-Pelanda, Historiker und 2. Vorsitzenden des donumenta e.V. Wie notwendig die neue Ausrichtung von Architektur aktuell ist, zeigen die Anfragen von Senioren-Einrichtungen und Gastronomie-Betrieben für innovative Lösungen, berichtete Till Gröner. Bei der Ausstellungseröffnung gab es bereits eine Anfrage für eine Corona-kompatible Arztpraxis. Bisher sei das „Corona Design Lab“ einzigartig, ergaben die Recherchen der Studierenden.

Ausprobieren erwünscht
Die Ausstellung „Corona Design Lab“ überrascht Besucher*innen bereits auf dem Treppenabsatz zur ehemaligen Fußgängerunterführung mit dem so genannten Coronophon. So nennen die Studierenden die Architektur gewordene Version des Dosentelefons. Über einen gelben Hörschlauch können zwei Personen unter auf Stelzen stehenden Hauben miteinander sprechen. Im Corona-Salon können sich drei Personen durch Glasscheiben voneinander getrennt treffen, beim Coronoskop sind es schon vier. Inspiration für diesen Raum brachten die häufigen Zoom-Sitzungen der Studierenden.
Verspiegelte Wände und Decken führen dazu, dass sich die in den vier Abteilen liegenden Personen alle sehen und einander so wie in einem Kaleidoskop oder eben auf einem Zoom-Bildschirm begegnen können. Wer sich mit einem Coronocart ausstattet, hält den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern automatisch ein und stattet sich dazu mit einer vor Aerosolen schützenden Folie aus. Fünf dieser umgebauten Einkaufswagen stehen in der Ausstellung. Ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht! Am Ausgang zu Gleis 9 nehmen Besucher*innen an einem Tisch für sechs Personen Platz. Hier sorgen durchsichtige Wände für sichere Meetings. Alle Exponate wurden aus gebrauchten Materialien gebaut.

Ausstellung im donumenta ART LAB Gleis 1 am Hauptbahnhof Regensburg bis zum 6. September.

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