Flyer donumenta ART LAB on Screen 2024

Videokunst im öffentlichen Raum

Neu beim donumenta e.V: ART LAB on Screen
Am 11. September ist Premiere für ein neues Format des donumenta e.V. Am Puls der Zeit, der Medien und der Technologie präsentiert der donumenta e.V. gemeinsam mit Kurator Raimund Ritz Videokunst im öffentlichen Raum. Studierende der deutschen Kunst- und Filmhochschulen zeigen von September bis November Kurz- und Experimentalfilme im öffentlichen Raum.

Es ist für alle ein Novum. Im öffentlichen Raum begegnen uns bisher vor allem Werbefilme. Jetzt installiert der donumenta e.V. zum ersten Mal eine Videosäule für Kunstfilme im öffentlichen Raum – ein Experiment für Künstler*innen, Kurator und   donumenta. Kurator Raimund Ritz ist gespannt. In einem geschlossenen Raum wie dem Kino seien die Bedingungen für den Filmgenuss doch optimal. Vorteile, die es im öffentlichen Raum nicht gibt und doch fasziniert ihn die Idee des donumenta ART LAB on Screen: „Der Zufall spielt eine große Rolle: wie laut oder wie konzentriert ist es gerade? Wo steigt der Betrachter bei einer im Loop abgespielten Installation ein? Haben wir etwas verpasst?“

Wenn Kunst zum Betrachter kommt
Die beteiligten Künstler*innen lassen sich darauf ein, dass der öffentliche Raum die Kunst verändert. Drei Monate werden Kunstvideos über die hochformatigen Screens der dreiseitigen donumenta-Video-Säule flimmern. Bei einbrechender Dunkelheit werden sie die Szenerie am Kohlenmarkt, am Campus der Universität und im Donaueinkaufszentrum verändern und ihre Fans finden.

Hochformat und Experiment
Am Anfang war das Smartphone und drehte den Experimentalfilm aus der Horizontalen in die Vertikale. Das verändert Blick, Perspektive und Inhalt. Neun hochformatige Filme von Studierenden der Kunst- und Filmhochschulen in Deutschland laufen drei Monate lang an drei Plätzen im Stadtraum.

Künstlerinnen: Vivian Bausch und Ella Knorz, Emil Silvester Ahlhelm, Felizitas Hoffman und Theresa Hoffmann, Hans Wagner, Katharina Rabl, Katharina Schnekenbühl mit Lea Geerkens und Mariella Maier, Laura Sophia Rentz, Lina Killinger, Anja Verbeek von Loewis
Kurator: Raimund Ritz, München

Ausstellungsorte 2024:

  • 11.September - 07.Oktober | Kohlenmarkt, Regensburg
  • 9. Oktober - 3. November | Forum der Universität, Regensburg
  • Aktuell: 5. November - 8. Dezember | Donau-Einkaufszentrum, Regensburg

Videos im HochformatKünstler*innen

„Dreaming Bodies“ heißt der Streifen von Vivian Bausch und Ella Knorz. Die Protagonistin dieses Filmes beobachtet sich mit einer Wärmebildkamera. So werden Gefühle und Empfindungen sichtbar. Neugier, Unsicherheit, Verletzlichkeit oder gar Angst werden durch die Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera verstärkt. Sie eröffnen eine zusätzliche Dimension der Wahrnehmung. Auf überraschende und poetische Weise lenken sie so den Fokus auf verborgene, im Grunde nicht filmbare körperliche Empfindungen. Die Autorinnen dieses Films studieren an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seit 2020 drehen sie gemeinsam. Als Kamerafrauen waren sie mit dem Spielfilm „Para:Dies“ für den Max Ophüls-Preis 2022 nominiert.

In seiner Videoinstallation „Scalalogia“ beobachtet Emil Silvester Ahlhelm mit unbewegter Kamera Menschen, die in gleicher Richtung zu besonderen Orten oder Ereignissen strömen. Der langsame, bedächtige Fluss der Bilder lässt nur erahnen, aus welchem Grund die Menge in Bewegung ist. Die Dynamik der Menschen auf den Treppen erinnert an Blutkreisläufe oder Industriestraßen, in denen lebenswichtige Stoffe transportiert und wichtige Waren produziert werden. Der angehende Filmemacher studiert Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film München.

Der Film „Love at First Byte“ der Schwestern Felizitas und Theresa Hoffmann nutzt die Überwachungsbilder der Londoner U-Bahn und erzählt mit Hilfe des neu geordneten Videomaterials die abstrakte Geschichte rund um den Fahrgast 061651774505 durch das Transportsystem der Millionenstadt London. Die Video-Arbeit geht zurück auf Theresas Anfragen bei verschiedenen Organisationen in London. Sie wollte herausfinden, welche persönlichen Daten über sie gespeichert, verwendet und geteilt werden. Theresa Hoffmann studierte Schauspiel in London, Felizitas Hoffmann Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München.

„Alltagsnotizen“ ist die Videoinstallation von Hans Wagner, montiert aus unzähligen Schnappschüssen, die den Fotobibliotheken der Mobiltelefone entnommen sein könnten. Sie zeigt alltägliche Beobachtungen des Künstlers. Auf den ersten Blick sind es gewöhnliche Alltagsaufnahmen. Innerhalb von wenigen Sekunden verwandeln sie sich dramatisch und erzeugen ungeahnte Spannung. Hans Wagner studiert an der Akademie der Bildenden Künste München Fotografie.  

Der Kurzfilm „Flight To Nowhere“ ist eine Arbeit von Katharina Rabl. Mit dem Handy aus verschiedenen Perspektiven erzählt, thematisiert sie den Eskapismus der Passagiere in Zeiten globaler Krisen. Der vermeintlich unterhaltsame Rundflug macht die Fluggäste zu ohnmächtigen Zeugen ihres eigenen Lebensstils. Katharina Rabl ist freie Autorin und Regisseurin. Sie studiert seit 2016 Dokumentarfilmregie an der an der Hochschule für Fernsehen und Film München. 2020 gewann sie den Preis der deutschen Filmkritik und den Tenk Award für „Dead Sea Dying“.

Der Experimentalfilm „Caring Co-Existence“ von Katharina Schnekenbühl, Lea Geerkens und Mariella Maier geht der Beziehung zwischen Mensch und Taube nach und fragt nach der Bedeutung für beide. Katharina Schnekenbühl studiert seit 2018 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München, Lea Geerkens verbindet seit 2021 Kunst und Bildung an der Akademie der Bildenden Künste in München und Mariella Mair bringt ihre interdisziplinäre Expertise in Philosophie und Kunst ein.

„Staubfängerin“ heißt die Videoinstallation von Laura Sophia Rentz. Die Filmemacherin beschäftigt sich in ihrem Projekt mit der Bedeutung von Zeit im Medium Film und wie darin Vergangenheit und Veränderung wahrgenommen werden. Aus welchem Material besteht ein Körper? Kann er aufgelöst und wieder zusammengesetzt werden? Ist dieser Prozess auch auf das Vergangene, auf eine Erinnerung übertragbar? Ist es möglich, eine unverfälschte Erinnerung oder ein unveränderliches Bild der Vergangenheit zu bewahren? Laura Sophia Rentz studiert an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn Kunsttherapie.

In „Farbstill I & II“ untersucht Lina Killinger die Bewegung und Konsistenz von Farbpigmenten in einem mit Wasser gefüllten Aquarium. Durch Heranzoomen öffnet sie den Blick auf sonst verborgene Vorgänge wie Verdichtung, Ausbreitung und Auflösung. Das sich ständig verändernde Bildmaterial erinnert an organische Abläufe, an den ständigen Kreislauf von Entstehen und Vergehen, Trennen und Verbinden. Lina Killinger studierte Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München und setzt ihr Studium ab dem kommenden Semester in der Glasklasse der Académie de Strasbourg fort.

„Close up“ von Anja Verbeek von Loewis teilt mit uns den sonst verborgenen Blick einer Malerin während des Malens. Verbeek von Loewis macht uns zu Zeugen dieses kreativen Prozesses. Beim Zuschauen erleben wir Momente des Entstehens und Augenblicke der Zerstörung, wenn bereits fertig geglaubte Strukturen übermalt werden oder wie aus dem Nichts neue Formen und Zusammenhänge entstehen. Anja Verbeek von Loewis studiert an der Akademie der Bildenden Künste München.