"Monokulturelles Stillleben. (Kukuruz)" 28. Mai - 28. Juni 2020

Maisgelb ist sie gefliest, die frühere Unterführung am Hauptbahnhof in Regensburg. Massenproduktion steht im Mittelpunkt der Installation „Monokulturelles Stillleben (Kukuruz)“ der österreichischen Künstlerin Catrin Bolt im ART LAB Gleis 1. Circa 600 Maiskolben auf Kacheln erinnern an Küchenfliesen, die Stillleben von Obst, Gemüse oder Kräutern zeigen. Massenhaft aneinandergereiht haben die Maiskolben die gemütliche Szenerie einer 70er-Jahre-Küche längst verlassen. Die Künstlerin verweist mit dieser seriellen Arbeit auf landschaftsprägende Produktionsweisen.
Bolt kommentiert: „Wie beim Bahnfahren die Monokulturen an einem vorbeiziehen, so kann man im ART LAB Gleis 1 an den Maiskolben
entlanggehen – sie ähneln und kopieren sich immer weiter, aber sind doch jeweils anders und eigens gemalt.“

Mais ist das am meisten angebaute Getreide weltweit. Mais und Maisstärke befinden sich in fast jedem Nahrungsmittel. Hauptsächlich wird das Getreide zu Tierfutter, aber auch Biotreibstoff und Kunststoffersatz verarbeitet. Mais „ist so etwas wie die Grundlage unserer Konsumgesellschaft. Er wird im Kampf um Ressourcen und Billigpreise zum Politikum“, sagt Bolt. Ihr Werk regt an, über unsere Produktions- und Konsumweisen nachzudenken, über Effizienz und
die Flut an Waren, Bildern und Informationen.
In Regensburg, einer Stadt in der fast jedes Bauvorhaben mit einer archäologischen Ausgrabung beginnt, erinnert eine unterirdische Installation auch an die Relikte einer vergangenen Kultur. Die Fliesen könnten freigelegt worden sein und werfen die Frage auf, woran diese blühende Gesellschaft wohl zugrunde gegangen ist und welche Funktion der unterirdische Raum hatte. Mit dieser Ausstellung bringt der donumenta e. V. Kunst zu den Menschen und zeigt einmal mehr wie eng aktuelle künstlerische Positionen mit gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart zusammenhängen.

 

 

Vita und weitere Projekte

Die österreichische Künstlerin Catrin Bolt studierte in der Medienklasse an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Sie befasst sich mit der inhaltlichen, geschichtlichen und architektonischen Komplexität von Räumen und Orten. Mithilfe von Fotos, Skulpturen und Installationen – über minimale Eingriffe und unorthodoxe Darstellungen – werden diese in ihrer Vielschichtigkeit erfahrbar.
In ihren Arbeiten erforscht die Künstlerin das Potenzial von Kunst in Alltagsräumen und Gebrauchsartikeln. In der Verwendung und Neuperspektivierung von Alltagsgegenständen, die oft auf humorvolle, ironische und spielerische Weise symbolisch umgewertet werden, trotzt sie gesellschaftlichen Gegebenheiten neue Sichtweisen ab. Mit diesen Strategien macht sie gesellschaftliche Absurditäten ebenso wie die imaginäre, aber auch die reale Macht von Zeichensystemen sichtbar.
Die Künstlerin arbeitet schwerpunktmäßig im öffentlichen Raum. In Mahnmalprojekten entwickelte sie eigenständige Formen einer zeitgenössischen Erinnerungskultur. 2011 realisierte sie das Mahnmal für die beiden Zwangsarbeitslager in Viehofen bei St. Pölten. 2012 erhielt sie einen Anerkennungspreis für ihren Vorschlag für das zentrale Mahnmal in Saarbrücken, 2015 den ersten Preis für das Erinnerungsprojekt im Stollen Gusen. 2013 und 2014 realisierte
sie die stadtübergreifenden Mahnmale Lauftext (Graz) und Alltagsskulpturen (Wien). 2015 erhielt sie den renommierten Otto Mauer-Preis und realisierte zwei Ehrenmäler für Wissenschaftlerinnen im Arkadenhof der Universität Wien. 2019 wurde sie mit dem Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Bildende Kunst ausgezeichnet und für ihr Projekt „Privater EU-Grenzzaun“ erhielt sie den Theodor-Körner-Förderpreis.