Ausstellungsvideo "K wie ..." und "Parabelle" Notburga Karl

Notburga Karl "K wie ... " 10. Juli 2021 - 22. August 2021

Auf der Suche nach Klarheit
Als Bildhauerin arbeitet Notburga Karl mehrperspektivisch und lotet Grenzen aus, auch intermedial. Gleichzeitig ist sie auf der Suche nach Einfachheit und Klarheit in der Form. In diesem Spannungsfeld ist ihre künstlerische Arbeit ständigen Transformationsprozessen ausgesetzt.

Anders denken
Konzeptuell beschäftigt sich Notburga Karl immer wieder mit den Erkenntnissen des Astronomen Johannes Kepler, dessen unkonventionelle und konsequente Denkweise sie fasziniert. Dass sich die Planeten nicht in regelmäßigen Kreisbahnen um die Sonne bewegen, sondern in Ellipsen, ist einer der bahnbrechendsten Lehrsätze des Astronomen. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert stieß er mit dieser Erkenntnis so manchen Zeitgenossen vor den Kopf.

Die Ellipse
Für Notburga Karl ist die Ellipse ein Kreis, der Fahrt aufgenommen hat. „Da ist auch das Elastische drin, das Geschmeidige, das Ambivalente eines doppelten Zentrums“, sagt sie und erweitert so die Idee der Bildhauerei. Wuchten und Ausbeulen oder die Reibungsenergie durch Schwerkraft spielen hier herein. Karl sieht sich in ihrem Kunstschaffen an der Schnittstelle von Theorie und Praxis. Ellipse oder Kreisform – hier geht es nicht nur um die tatsächliche Planetenbahn, sondern dass ein idealistisches Weltbild vom Kopf auf die Füße gestellt wird. Was Kepler in seinem ersten Gesetz formulierte, bekommt für Notburga Karl so auch eine poetische Wendung.

Elliptische Elastizität
Das Bild der Ellipse erfährt im Werk von Notburga Karl eine besondere Bedeutung. Es wird zur Metapher für ein Denken in Bewegung, ein Umdenken. „Kepler ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Mühe es kostet, bis neues Denken gelingt. Da hängt quasi Schwerkraft drin“, sagt Karl und erinnert an aktuelle gesellschaftliche Fragen wie den Umweltschutz: „Auch wenn die Evidenzen da sind. Das Handeln muss von bestehenden Zusammenhängen entkoppelt werden.“ Dazu brauche es Mut – und elliptische Elastizität.

Modellhafte Konzeptualisierung
Modelle sind bei Notburga Karl nicht nur strukturelle Hilfsmittel. Viele ihrer Installationen lassen sich als modellhafte Konzeptualisierung der Wahrnehmung lesen, „lebensgroß“ im Maßstab 1 :1. Immer wieder sucht Karl ambivalente Balanceakte. Oft müssen dabei einfache Handzwingen komplexe Vorrichtungen halten. Bei „Modulator“ ist es eine Konstruktion aus Latten und Christbäumen, die einen topografischen Blick ermöglichen.

Dezentrierung oder K wie Kontingenz
Der unermüdlich in die Schärfe springende Haarschopf mutiert auf dem ausrangierten Armeelastwagen zu einer vergeblichen und durch den Loop der Zeit erbarmungslosen Human Ressource.

Vita und weitere Werke

Notburga Karl studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und der Kunstakademie Düsseldorf. Sie war Meisterschülerin von Jannis Kounellis und an der SVA (School of Visual Arts) in New York. Derzeit lehrt sie Kunst an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Sie sieht sich als „Entwicklungs- und Instandhaltungsarbeiterin“ in Sachen Kunst. In dieser Arbeit vertritt sie verschiedenste Formen und Positionen des Produzierens, Vermittelns und Redens von Kunst – mehrdimensional. Ihre Performances, Skulpturen, Mobiles, Video- und Klanginstallationen schaffen eine Resonanz zum gegebenen Ort. Notburga Karl ist bekannt für ihre Kunstprojekte im öffentlichen Raum, stellte im In- und Ausland aus.